Zur Geschichte der "Thalergroschen"
Ein Beitrag zur Historiographie des St. Joachimstaler Bergwerks- und Münzwesen.
von Dr. Karl Siegl
(Erschien in "Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen",
50. Jahrgang, Heft 2, S.198-228, und in "Erzgebirgszeitung", März 1912)
Wenn von dem böhmischen Erzgebirge die Rede ist, denkt man in erster Linie an St. Joachimsthal,
die Stadt, in welcher Jahrhunderte lang der Bergbau mit wechselndem Erfolg betrieben wurde
und die ersten Taler geprägt worden sind. Der Bergsegen von ehedem, welcher einer betriebsamen
Bevölkerung Verdienst und Nahrung brachte, ist erloschen, Zechen und Stollen sind verödet.
Ein neuer Segen soll aus den heilkräftigen Wässern erblühen, die den alten, aufgelassenen Erzgängen
entströmen. Die altberühmte Bergstadt steht im Zeichen ihrer Wiedergeburt.
Die Gründung eines Kurortes verheißt ihr einen neuerlichen Aufschwung.
Über die Geschichte dieser alten Erzgebirgs-Metropole liegen bereits zahlreiche Arbeiten vor.
Ich verweise insbesondere aus neuerer Zeit auf die gehaltvollen Aufsätze des
Hofrates Dr. G. Laube: "Aus der Vergangenheit Joachimsthals" mit:
I. Gründung und Blütezeit von Joachimsthal; II. Georgius Agricola; III. Johannes Mathesius;
in den
"Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen", XI. Band, Seite 75 ff;
dann J. Florian Vogel: "Die alte Lateinschule in Joachimsthal"
ebenda, IX. Band, S. 163 ff;
"Die Liberey in Joachimsthal", ebenda X. Bd., S. 215 ff;
und die zahlreichen Einzelwerke des Hofrates Phil. et Theol. Dr. Georg Loesche
über das Leben und die schriftstellerische Tätigkeit
des Joachimthaler Pfarrherrn Johannes Mathesius.
In neuester Zeit hat sich der um die Geschichtsforschung Joachimsthals hochverdiente,
emeritierte Stadtdechant Monsignore Gregor Lindner der Mühe unterzogen,
in den "Pfarramtlichen Nachrichten für das Kirchspiel St. Joachimsthal",
von Nr. 2 des Jahres 1903 ab "Kurze Mittellungen aus der Geschichte Joachimstals
in zeitfolgender Ordnung vom Jahre 1515 an bis in die Gegenwart aus dem Gedenkbuche der Dechantei" zu veröffentlichen und diese dankenswerte Arbeit ist gegenwärtig
(während des Druckes dieses Artikels) bis zum Jahre 1610 gediehen.
Der Egerer Chronist Hans Schönstetter setzt die Gründung Joachimsthals in das Jahr 1510
(Schönstetters Egerer Chronik beginnt mit dem Jahre 1390 und reicht bis 1578.
Bei dem Jahre 1510 bemerkt er: "Joachimsthal, die Berckstadt, angangen".
Schönstetter war ein Zeitgenosse von Georg Agricola und Joh. Mathesius und starb
am 12. April 1578).
Joh. Mathesius meldet in seiner "Sarepta", S. 133:
"Do man zalt nach Christi unseres Heilands Geburt 1516, im 23. Jahr
Kaiser Maximilian etc.
ist dieses bergwerck mit gewalt angangen und hat aufs Quartal Crucis
die erste Ausbeut geben".
Sebastian Münster wiederum berichtet in seiner "Cosmographey", S. 981:
"umb das Jahr Christi 1526 hat man in Joachimsthal angefangen zu bawen und ist dieses Thal
so voll Gebews gesteckt worden, oben und unten, daß die heuser auff einander hocken
und ein anzeigung geben einer großen Stadt".
In einem äußerst instruktiven Vortrage, den der damalige Joachimsthaler
Oberbergverwalter und jetzige k. k. Bergrat Josef Step gelegentlich des
Kaiserjubiläums am 2. Dezember 1908 in der dortigen Turnhalle
"Über den Zusammenhang des Bergbaues mit der Entwicklung der Stadt Joachimsthal zu einem Kurort"
gehalten hat (Erzgebirgsbote vom 12. Dez. 1908, Nr. 50 ff)
versuchte er aus fachmännischen Gründen nachzuweisen, daß die Gründung des Bergwerks
viel weiter zurückliege als 1516. Er beruft sich dabei
auf eine Beschreibung des Joachimsthaler Bergbaues vom Jahre 1589,
nach welcher der Barbara-Stollen im genannten Jahre bereits bis unter
Werlsberg vorgetrieben gewesen und eine Länge von 4000 Lachtern, das sind ungefähr 8000 Meter,
erreicht hätte, desgleichen hätte sich der Danieli-Stollen, aus dem heute die radiumhaltigen
Gewässer fließen, schon bis in die Gegend des Mariasorger Kreuzes erstreckt.
Da aber die Bergleute der alten Zeit die heutigen Betriebsmittel nicht kannten
und nur auf Schlegel- und Eisenarbeit angewiesen waren, wären sie sicher
nicht imstande gewesen, in 73 Jahren (1516-1589) eine Stollenlänge von 8000 Metern
auszuräumen. Er beruft sich ferner auf eine von Johann Peithner
zitierte Urkunde vom Jahre 1437, wornach dem
Grafen Schlick die Münzfreiheit erteilt und auch schon des Joachimstaler
Silberbergbaues gedacht wurde. (Johannes Thaddäus Anton Peithner, Edler von Lichtenfels:
"Versuch über die natürliche und politische Geschichte der böhmischen und mährischen Bergwerke",
Wien 1780).
Diese Urkunde würde die Ansicht Steps allerdings wesentlich unterstützen,
wenn dieses Dokument echt wäre. Wir kommen auf dieses, auch für unsere Abhandlung wichtige
Schriftstücke später wieder zurück. Übrigens kommt Step mit den alten Geschichtsschreibern
nicht in Widerspruch. Sowohl der gelehrte und in allen Dingen gründlich erfahrene Mathesius,
der schon im Jahre 1517 nach Joachimsthal kam, hier zuerst bis 1519 als Zubußschreiber
und Lehrer tätig war, im Jahre 1532 zum Schulmeister an die Lateinschule daselbst berufen wurde
und vom Jahre 1541 bis zu seinem Tode im Jahre 1565 als Pfarrherr segensreich hier wirkte,
als auch Dr. Georg Agricola, der sich 1527 als Stadtarzt in Joachimstal niederließ und dem
wir den allerersten Bericht über die Entstehung dieser Stadt aus dem Jahre 1528 verdanken
(in seinem "Bergmanus" im Kapitel "de veteribus et novis metallis")
berichten übereinstimmend,
was auch Step hervorhebt, daß schon vor dem Jahre 1516 Bergleute Bergbau und einen Stollen
auf dem Schottenberg trieben, den sie aber nicht bewältigen konnten.
Ergänzend sei noch beigefügt, daß Mathesius auch von einem Lehen spricht, welches Bastel Schreiner
noch vor 1515 dem Hensel Kreutzing verliehen hat. (Lindner: "Mitteilungen" Nr. 3, vom Jahre 1903;
auch bei Kaspar Sternberg: "Umrisse einer Geschichte der böhmischen Bergwerke", I., S.318).
Nach den übereinstimmenden Berichten von Agricola, Mathesius, Bruschius und anderen Zeitgenossen
war die Gegend von Joachimsthal jedoch vor 1516 eine öde Wildnis. Nur auf dem späteren Brotmarkte,
dem heutigen St. Annaplatz, sollen eine Mühle und am Untertürkner etliche verfallene Häuser
gestanden haben. Diese Gegend hieß man "Kunradsgrün".
Eine nicht mehr vorhandene, aber im
Gedenkbuche des Joachiasthaler Dechants Anton Böhm erwähnte
Handschrift des Schlickischen Berghauptmannes Heinrich v. Könritz meldet, daß Könritz,
als er im Juli 1516 mit Mathes Pusch von Buchholz die neuen Silberbergwerke im Tal beritt,
noch keine Herberge hier vorfand und nur ein kleines Zechenhaus sei zur Stelle gewesen,
jedoch sollen im Dezember desselben Jahres bereits 400 Häuser gestanden haben.
(Laube a.a.O. S.78, Fußnote)
Ein Jahr später, 1517, wird dem Orte Konradsgrün und dem Bergwerke daselbst mit Zustimmung
der Grafen Schlick, nach vorhergegangener ernstlicher Beratung durch Alexander von Leisnik
der Name "Sankt Joachimsthal" beigelegt (da im benachbarten Sachsen-Kursachsen bereits eine
Bergstadt "St. Annaberg", ein "Marienberg" und ein "Josefsdorf"
(heute Jöhstadt) bestanden,
wolle man die heiligen Familie durch ein "St. Joachimsthal" ergänzen), was sich mit besonderer
Feierlichkeit vollzog. Unter anderem wurden mehrere Fässer Bier, die man von Schlackenwerth
herbeischaffte, den Bergleuten verehrt, daß sie es in Fröhlichkeit vertrinken!
"Die solches auch thaten, das Bier ausgetrunken, die leeren Fässer angezündet,
auf die Köpfe und Achseln also brennend genommen herumbgetragen und
gesungen; den Joachimsthal thuen wir preisen".
(Das Original dieses Majestätsbriefes wurde bei einem Aufstande der Bergleute
im Jahre 1525 vernichtet. Eine Abschrift hiervon, jedoch unvollständig im Texte
und ohne Datum, enthält das Joachimsthaler Kopilabuch vom Jahre 1537, S. 228).
Im Jahre 1518 gab Stefan Schlick die erste zu Leipzig gedruckte Bergordnung heraus,
verlieh 1518 der neugegründeten Stadt gewisse Freiheiten, welche auch auf dem Landtage
zu Prag bestätigt wurden, und mittels Majestätsbriefes Königs Ludwigs endlich vom 6. Jänner 1520
wurde St. Joachimsthal zur "Freien Bergstadt" erhoben.
Nach dem Gesagten reicht der Beginn des Bergbaues sicher vor 1516 zurück -
Laube versetzt ihn in die Wende des 15. Jahrhunderts - aber ein Bergwerk mit dem Namen Joachimsthal,
von dem eine Urkunde schon im Jahre 1437 fabelt, gab es vor 1516 entschieden nicht.
In keiner Handschrift vor 1516 wird eines bergmännischen Funktionärs oder eines Gemeinwesens
von Joachimsthal gedacht.
Schon von der Gründung der Stadt ab unterhielten sowohl der Rat von Joachimsthal,
als auch der Gründer Stefan Schlick und der schon erwähnte
Berghauptmann Heinrich von Könritz eine lebhafte Korrespondenz mit den Egerern,
davon über zweihundert Handschriften im Egerer Stadtarchive Zeugnis geben.
Das erste Schreiben der
"Richtter vnd Schippen in santt Joachimathall"
an Bürgermeister und Rat zu Eger ist datiert vom Jahre 1519,
montag nach sixti (8.August),
der erste Brief Stefan Schlicks ist datiert vom Jahre 1519,
sunoben nach vnser lieben frauen lichtmes (5.Feber)
und der des Hauptmanns Heinrich von Könritz von 1520,
dienstag nach reminiscere (6.März)
(Faszikel 676 - 657 - 677).
Da bei einem Brande in St. Joachimsthal im Jahre 1538 Münze,
Rathaus und 15 Häuser ein Raub der Flammen wurden, bei dieser Gelegenheit auch
alle Akten und Ratsbücher bis auf ein einziges Gerichtsbuch mit verbrannten,
sind diese drei Briefe wohl die ältesten Schriftdenkmäler,
die sich über diese Stadt erhalten haben. - Leider ist vom erstgenannten
Schreiben, dem der Richter und Schöppen, das Siegel, das als Verschluß
diente, abgefallen. Nach der zurückgebliebenen Spur war es noch
von kleinem Format, etwa in der Größe eines Kronenstückes, während das
nächste Schreiben des Joachimsthaler Rates, vom 30.Juli 1520, schon
das große Stadtwappen trägt.
In den Egerer "Ausgabsbüchern" wird Joachimsthal schon 1517 aber noch
als "Tal" (tail) erwähnt. (Ausgabsbuch 1517/1518, Fol.89:
"Item geben dem
andres walcker zu potenlon in das tail XVI gr. 1 m."
und Fol.135:
"Item geben dem Nickeldoman
für VI stadtkandel wein vnd mett, facit 1/2 guldein,
darmit hat man dem hawbpman im tail verert, suntag cantate"
(l0.Mai).
Die Gegend von Joachimsthal gehörte nun zur Herrschaft Schlackenwerth, welche
Kaiser Siegmund mit anderen Gütern im Jahre 1434 seinem Kanzler
Kaspar Schlick verpfändet hatte.
(Regest bei Wilhelm Altmann. Die Urkunden Kaiser Sigmunds, unter Nr. 10.848:
"1434, September 27. Regensburg.
Siegmund verpfändet seinem Kanzler Kaspar Schlick für ausgeliehene 11.900 Gulden
die Städte Elbogen, Schlackenwerth, das Schloß Engelberg usw."
Original nicht vorhanden. Eine Kopie im Dresdner Haupt-Staatsarchive.
Ein Vidimus vom 30. August 1547 zu Kopidlno. Lünig, R.=A.Spicilegium seculare 2, 1180 f.)
Kaspar Schlick war mit Agnes, Herzogin von Oels (+ im September 1448)
vermählt, doch hierließ er bei seinem zu Wien am Samstag nach Udalrici
(5.Juli) 1449 erfolgtem Ableben keine männlichen Erben. Zwei Brüder
von ihm, Franz und Heinrich, waren geistlichen Standes, ein dritter
Bruder, Nikolaus, Herr auf Greitzenstein, hatte zwar die Söhne
Wilhelm auf Seeberg und Wenzel auf Schönberg und Hartenberg, Burggraf
in Eger, doch starb ersterer kinderlos und mit den Söhnen des zweitens
Erasmus, Pankratz und Albinus, starb auch dessen Nachkommenschaft aus.
So wurde das Geschlecht nur durch Kaspars ältesten Bruder Mathäus fortgesetzt.
Dieser war Besitzer der Herrschaft Elbogen, Schlackenwerth,
Falkenau und Weißkirchen, welche er durch 52 Jahre besaß und nach seinem
im Jahre 1487 zu Elbogen erfolgten Tode
auf seine mit Kunigunde, Freiin von Schwarzenberg-Sauensheim
erzeugten drei Söhnen: Nikolaus, Hieronymus und Kaspar II. vererbte
(Kunigunde starb zu Eger am 2. Sept 1469 und wurde hier
in der Franziskanerkirche nächst dem Hochaltare beigesetzt.
Ihr Grabstein, von riesigen Dimensionen,
wurde vor einigen Jahren gehoben und im Presbyterium, rechts aufgestellt).
Jeder dieser drei Söhne wurde der Gründer einer besonderen Linie der Grafen
Schlick und zwar gründete Nikolaus die Falkenauer, Hieronymus die Elbogner und
Kaspar II. die noch heute blühende Schlackenwerther
oder nun Welisch-Kopidlnoer Linie. (Siehe Stammtafel)
Kaspar II. Graf von Passau (richtig Bassano, bei Treviso in Ober-Italien)
Herr auf Schlackenwert, Lichtenstadt und Mönchsdorf, 31. Schultheiß zu
Nürnberg (l503 und 1505), hatte von seiner Gemahlin Elisabeth, Gräfin
von Guttenstein, Tochter Burians und der Sidonia, Gräfin von Ortenberg,
die Söhne: Stefan, Burian, Hieronymus, Heinrich und Lorenz
und die (in keiner Genealogie des Hauses Schlick genannten) Tochter Siguna und Walburga.
Stefan Schlick, geboren am 24.Dezember 1487 (Eberi, Calend. hist.) war nun der Gründer
von Joachimsthal und infolge der hier gewonnenen Reichtümer ein in ganz Europa berühmter Mann.
(Der Geschichtsschreiber Balbin sagt:
Divitiarum, quas editionum suarum fodinis plurimas
hauserat, fama tota Europa celebratus.)
Er befand sich 1516 mit Alexander von Leisnik auf Hauenstein, Wolf von Schönberg,
Johann Pflug von Rabenstein und Hans Thumshirn, einem reichen Gewerken aus St. Annaberg,
gerade in Karlsbad, als er die Nachricht erhielt, daß man in Konradsgrün auf
reichhaltige Silberadern gestoßen sei. Stefan reiste unverweilt dahin, nahm den
verlassenen Fundgrubner Stollen am Schottenberge wieder auf, bestellte noch 1516
den Kaspar Bach zum Berghauptmanne, der noch zwei Bergwerkskundige aus Sachsen,
Kaspar von Mergenthal und Gilgen(Egid) Bäuerlein, berief und traf mit seinen Brüdern
alle Anstalten zur Gründung einer Stadt. Schon Ende 1516 erhoben eich 400 Häuser in
der ehemaligen Wildnis. Zwar gerieten die Schlicke gleich anfangs mit den Gebrüdern
von Haslau in Streit, weil auch diese Grundeigentumsrechte auf Konradsgrün geltend
machten, doch wurde dieser Streit durch Vergleich wieder beigelegt.
Im Jahre 1518
gab dann Stefan Schlick, wie schon erwähnt, die erste Bergordnung heraus und berief
noch im selben Jahre an Stelle des am 8.September 1518 verstorbenen Kaspar Bach den
Heinrich von Könritz aus Leobschütz, einen im Bergwesen wohlbewanderten Mann,
zum Berghauptmann.
Der Bergbau zeigte sich bereits in den ersten Jahren so ergiebig, daß nach Mathesius
im ersten Jahre 1516 in den zwei letzten Quartalen Crucius und Luciae 516 Taler;
1517: 11.997 Taler; 1518: 61.530 Taler; 1519: 92.416 Taler und im Jahre 1520 schon
136.611 Taler an Ausbeute erzielt wurden.
Das gewonnene Silber haben die Schlicke zuerst an die Nürnberger Patrizier Hans Stützl
und Jakob Welser verkauft. Das mochte noch im Jahre 1518 der Fall gewesen sein, denn
im Ausgabsbuche des Egerer Stadtarchivs vom Jahre 1518 findet sich auf Fol.133
die Stelle:
"Item geben dem Nickel doman
für VI stat kandel newen vnd alten wein,
facit XXIIII gr., hat man die von Nürnbergk darmit verert, do sye aus
dem Tail kamen, in die vrsula"
(21. Oktober)
.
Die Schlicke kamen aber bald dahinter, daß sich aus dem gewonnenen Silber ein
bedeutend größerer Gewinn erzielen ließe, wenn sie dasselbe vermünzen würden.
Sie bestellten daher ihren Hauptmann Heinrich von Könritz zugleich zum ersten
Münzmeister und ließen durch ihn, Stefan Gewisch aus Nürnberg und einem gewissen
Utz Gebhart, die erste Münz und Probe vornehmen.
Zur Errichtung einer Münzstätte bedurften die Schlicke aber der Zustimmung des
Königs und der Stände. Sie suchten daher schon im Jahre 1519 Empfehlungen an
den König Ludwig und beifällige Stimmen bei bei Ständen,auch bei den Markgrafen
Georg und Kasimir von Brandenburg bewarben sie sich um deren einflußreiche Intervention,
und den Bemühungen der Brüder Stefan und Heinrich Schlick gelang es schließlich
auch die Stände dahin zu bestimmen, daß ihnen durch den Landtagsschluß vom Jahre
1520 das Recht zu münzen "jedoch den Gerechtsamen der Krone Böhmen und des Königs
unbeschadet" erteilt wurde".
Hierbei komme ich nun auf die schon oben erwähnte, vom Oberbergverwalter Step
aus dem Peithnerischen Werke zitierte Urkunde wieder zurück, nach welcher den
Schlicken schon im Jahre 1437 eine Münzfreiheit verliehen und eines Bergwerks
in St. Joachimsthal gedacht worden sein soll.
Diese Urkunde (Regest bei Altmann:
"l437, August 30. Siegmund erlaubt seinem
Kanzler Kaspar Schlick, Grafen von Bassano, der ihm mehr als 20jährige treue
Dienste geleistet hat, und dessen Erben von dem Ertrage ihre Bergwerke (Michelsberg
und St. Joachimsthal) goldene und silberne Münze zu schlagen, welche im ganzen
Reiche Geltung haben sollen". Nr.12.063.)
hat schon bei vielen Schriftstellern
Zweifel in bezug auf ihre Echtheit erregt. Selbst Wacek, der als einer der ersten
Genealogen des Schickischen Hauses mit besonderer Hingebung für diese Familie
reichhaltiges Material zur Ahnentafel der Schlicke zusammengetragen hat
(Franz Alois Wacek, bischöfl. Notar und Dechant in Kopidlno, "Materialen
zur Ahnrentafel des Schlickischen Hauses von 1375-1824", im "Archiv für
Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst", Wien 1826, XVII.Bd.), betont das "Ungewöhnliche"
dieses Münzprivilegs.
Im Original ist dieses seltsame Schriftstück nirgend zu finden, es ist aber
seinem ganzen Inhalte nach in Lünigs Archiv abgedruckt (Lünigs Spicilegium
saeculare des deutschen Reichnsarchivs, Tom. II, pag.1186,
Altmann (Urkunden Kaiser Sigmunds)
bringt unter Nr. 12.063 mit Berufung auf Lünig ein Regest dieser Urkunde und fügt bei:
"nicht in den R.R." (= Reichs Registratursbücher im Wiener Haus=, Hof= und Staatsarchive),
"Fälschung?"
Eine Abschrift dieser Urkunde liegt auch im Archive des böhmischen Museums
in Prag, von der ich mir schon im Jahre 1872 eine Kopie hergestellt habe.
Der Inhalt ist von so sonderbarer Art, daß er kaum glaubwürdig erscheint
und steht mit anderen Urkunden in offenbarem Widersprüche. Das Dokument ist
an sämtliche Untertanen des ganzen heiligen römischen Reichs gerichtet, enthält
eine Verherrlichung der zwanzigjährigen Dienste des "Edlen, des Reichs lieben
getreuen Kaspar Schlick, Grafen zu Passaun" (!) etc. und erklärt: "nachdem er etliche
Jahre her allerhand Bergwerk mit glücklichem Fortgang gesucht und getrieben und vor
wenigen Jahren ein neues Bergwerk zu St. Michelsberg und St. Joachimsthal eröffnet,
so erteilen Seine Majestät ihm, seinem Bruder und ihren Erben kraft dieses Briefes
die Freiheit, wenn und wo ihnen solches gelegen und gefällig, es sei im heil. römischen
Reiche, in der Krone Böhmen oder in anderen unseren Ländern Gulden und Silbermünzorten,
klein und groß etc. mit Umschrift, Bildnissen, Wappen und Gebrachen (richtig Geprägen)
münzen zu lassen". Datum Prag, Freitag nach Bartholomaei (30.August) anno 1437 im acht
und zwanzigsten Jahr (!) der römischen Königsherrschaft Sigmunds.
In dieser Urkunde wird Kaspar Schlick "Graf von Passaun" genannt, während er zu dieser
Würde erst mit dem Briefe Siegmunds vom 30.Oktober 1437 erhoben wurde.
(Regest bei Altmann: Nr. 12.148).
Die Urkunde wird (in Buchstaben ausgeschrieben) im acht und zwanzigsten
Regierungsjahre Sigmunds ausgestellt, obwohl der 30. August 1437 noch in das 27.
Regierungsjahr Siegmunds fällt. Das darin genannte Bergwerk St.Michelsberg
(auf der Planer Herrschaft) war im Jahre 1437 gar nicht im Besitze der Schlicke.
Wohl möchte schon zu Siegmunds Zeiten Michelsberg bestanden haben, weil dort ein Stollen
den Namen Kaiser-Siegmundsstollen trägt (Ed.Senft: Beiträge zur Geschichte der
Herrschaft und Stadt Plan, S.64), aber die Herrschaft Plan war damals in Besitze
derer von Seeberg, speziell im Jahre 1437 im Besitze des Alesch von Seeberg, und
die eigentliche Geschichte des Michelsberger Bergwerks beginnt erst mit 1505, in
welchem Jahre König Wladislaus dem damaligen Besitzer der Herrschaft Plan, dem
Herrn von Seeberg, eine Bergfreiheit erteilt (Sternberg a.a.O.S.315). An die Schlicke
kam aber diese Herrschaft erst 1517, in welchem Jahre sie eben von unserem Stefan
Schlick von den Gebrüdern Ernst und Sebastian von Seeberg um l0.500 Schock böhm.
Groschen gekauft wurde.(Senft a.a.O, S.53, - Weidl, Geschichte der Stadt Plan, S.55).
Ein Bergwerk mit dem Namen St.Joachimsthal existierte aber im Jahre 1437 überhaupt
nicht.
Ganz ungewöhnlich erscheint auch die Verleihung des Münzprivilegs für alle
Staaten des heil. römischen Reiches. Der Kurfürst von Sachsen oder der Erzbischof
von Trier oder die Reichsstadt Nürnberg hatten es sich wohl nicht gefallen lassen,
daß ein nicht unmittelbarer Adeliger in ihren Territorien eine Münzstätte errichtet
und Münzen mit seinem Namen, Bilde und Wappen geprägt hätte.
In der oben erwähnten Verpfändungsurkunde über die Herrschaft Elbogen, Schlackenwerth
usw. wird wohl dem Kanzler die allgemeine Bergfreiheit über den Genuß der Metalle
erteilt, von einem Münzrechte wird aber keine Erwähnung gemacht. Auch in späteren
Bestätigungsdiplomen aller Schlickischen Urkunden von König Wladislaw für Mathes
Schlick von Lasan und seine Söhne gechieht davon keine Meldung; in der einzigen
Bestätigunsurkunde über die Verpfändung von Elbogen von König Wladislaw vom
Jahre 1489, Sonntag Trinitatis (14.Juni), welche wieder ihrem ganzen Inhalte
nach im Bestätigungsinstrumente König Ludwigs vom 17. Oktober 1523 inseriert ist,
werden ohne nähere Bezeichnung hinter dem Worte "Bergwerke" die Worte
"auch zu münzen Macht haben" beigefügt.
In den späteren Verhandlungen über das Münzen der Schlicke
unter König Ferdinand I. ist immer nur von der Urkunde Wladislaws, nie von einer
Siegmunds die Rede, auch die Herren Stände bezogen sich, als sie im Jahre 1520 dem
Grafen Stefan Schlick das münzen der Taler einräumten, nicht auf die Siegmundsche
Urkunde, welche ganz unbekannt gewesen zu sein scheint.
Diese Urkunde muß daher für unterschoben erklärt werden und Pennrich,
der mehrere Fälschungen Schlickischer Urkunden nachgewiesen hat, setzt
ihre Herstellung entweder in das Jahr 1520, da es sich um die Errichtung
der Münze handelte, oder in das Jahr 1528, in welchem den Schlicken
das Münzrecht wieder genommen wurde. Meines Erachtens dürfte die
Unterschiebung schon früher erfolgt sein, vielleicht kurz vor 1489,
als im Bestätigunstranssumpte Wladislaws auf einmal von einem Münzrechte
der Schlicke die Rede ist.
Wann nun die Schlicke von ihrem Münzrechte zum ersten Mal Gebrauch
gemacht haben, läßt sich nicht genau bestimmen. Mathesius sagt in seiner
Bergchronika beim Jahre 1519 in der Rubrik "Oberregiment":
"Diß jar hat man hie erstlich die alten Joachimathaler gemünzet". Ist das richtig
so hätten die Schlicke schon zur Zeit, als sie sich 1519 um Errichtung
einer Münzstätte bewarben, auch zu münzen begonnen.
Die erste Schlickische Münzstätte richtete Heinrich von Könritz im
Hause des Kunz Eirolt ein (Joachimsthal von Johann Miesel (später von
Zeileisen): Historische Beschreibung der freien Bergstadt. Manuskript
im böhm. Museum zu Prag). Hier verblieb die Münze bis 1534, in welchem
Jahre die königliche Münze (das heutige Bergoberamt) erbaut wurde.
Die gemeinschaftlichen Besitser von Joachimsthal übten nun auch das
Münzrecht gemeinschaftlich aus; doch wird auf ihren Münzen nur der
älteste der Brüder, Stefan, namentlich angeführt.
Die von den Schlicken ausgeprägten Münzen waren die damals noch selten
vorkommenden dicken und breiten Groschen von zwei Lot Gewicht,
gleich einer Unze, daher sie auch "Unciales" genannt wurden.
(Silbermünzen von gleichem Gewicht und in der Größe der Joachimsthaler wurden
zuerst von Erzherzog Siegmund 1484 in Tirol geprägt). Man nannte sie dann
auch Joachimsthaler Groschen, Joachimsthaler, Schlickenthaler, Joachimici,
böhmisch gros^e dolske, dolary, italienisch Joachimico,
polnisch Joachimik, russisch Jefmik, und nachdem sie auf den Reichsfuß
gesetzt worden waren, imperiales. Der Name Taler wurde dann später
ähnlichen Münzen aller Länder und Münzherren beigelegt.
Im Jahre 1526 folgte Stefan Schlick mit 28 Pferden, 8 Trabanten und
drei Heerwagen dem König Ludwig nach Ungarn gegen die Türken und fand
hier in der Schlacht bei Mohacz an dem sumpfigen Bache Czelie mit dem
Könige seinen Tod (Bachmann, Geschichte Böhmens II, S.797). Seine beiden
Brüder, Hieronymus und Lorenz, welche vergeblich nach seinem Leichnam
forschten - noch im Jahre 1527 sandten sie zu diesem Zweck Georg Schindel
und Fibian Schroll bis Konstantinopel (Mathesius, Bergchronik, beim
Jahre "1527") - ehrten sein Andenken durch Aufstellung eines Hochaltars
in der Joachimsthaler Stadtkirche.
(Dieser Altar wurde erst 1545
aufgestellt (Mathesius, Bergchronik) und bestand aus sechs großen
Bildertafeln, von denen zwei in Angeln gewendet werden konnten.
Er war von Lukas Kranach gemalt, dessen Wappen am mittleren Hauptblatt,
das Abendmahl darstellend, in der Ecke angebracht war. Die Gestalten
des "Abendmahls" trugen Porträts von verschiedenen historischen
Persönlichkeiten jener Zeit. Auf der Rückwand hatte der gelehrte Stadtarzt
Dr. Johann Neff unter dem Bilde des Stefan Schlick die geschichtliche
Begebenheit "ad Moesch" verewigt. Unter der Inschrift befand sich eine
Ansicht des alten Bergwerkes. Eine Beschreibung dieses kostbaren Monuments
mit den übrigen Denkmälern der Stadtkirche hatte ich mir schon
im Jahre 1872 verewigt. Als ich am 31. März 1873, vormittags 11 Uhr,
gerade vor diesem herrlichen Bildwerke stand, ertönte die Feuerglocke und in wenigen
Stunden darnach war das Innere der Kirche ein Aschenhaufen).
Der Rat setzte ihm ein Epitaph über dem westlichen Kirchentor, wo es heute noch zu sehen ist.
Das Epitaph zeigt uns die Büste des Stefan Schlick und einen von dem eben genannten
Dr. Neff verfaßten Spruch:
Hunc pietas regisque favor atgue inclita virtus - Orbarunt vita, conjuge et imperio.
D. Stephanus Schlick, Comes Z G (etc.) anno 1526, aetatis 40.
Die letzte Nachricht über das Schicksal des Grafen Stefan Schlick
dürfte ein Brief des Herzogs Karl von Münsterberg an die Gattin des
Stefan Schlick, Margaretha geb. Pflug von Rabenstein, sein, von
welchem das Egerer Staatsarchiv eine gleichzeitige Abschrift besitzt.
Der Brief ist datiert: Prag, am Mittwoch nach Maria Geburt
(13. September anno (15)26) und lautet:
Karl von gotsgnaden
herczog zw munsterwergk.
Vnser gunstlich gruß zuuor. Edle wolgeborne, Besunder liebe freundin!
wir geben euch zu erkennen, das vns hewt dato gewise botschaft zu
kommen, wie unser gnediger herr, der konig, samt ewrn herrn Steffan
Slicken beym leben sein vnd iczunder zu presßburgk liegen, welches
wir euch aus besunder gunstiger freuntschafft nit haben wellen verhalden.
Datum Prag, mitwoch noch marie geburt anno etc. XXVI.
Der Edel vnnd wolgebornen, vnnsern besundern lieben freundin, frawen
Margaret Slickin, Grefin zw passau vnd frawen sw weissenkirchen vnnd
Elbogen.
Zur Zeit, als Herzog Karl von Münsterberg diesen Brief schrieb - der
Bote aus Ungarn, der diese Nachricht brachte, mochte ja mehrere Tage
unterwegs gewesen sein - war die Schlacht bei Mohacz (29. August) schon
geliefert und Stefan Schlick nicht mehr am Leben.
Bei der Ungewißheit über das Schicksal des Grafen Stefan wurde derselbe
noch mehrere Jahre als Oberhaupt der Familie, Mitbesitzer der Familiengüter
und erster Münzberechtigter, fortgeführt. Sein Name wurde wie vorher
auf allen Schlickmünzen bis zum Jahre 1528 an der ersten Stelle
und zwar wie bisher allein genannt.
Unter Ludwigs Nachfolger Ferdinand I. trat ein plötzlicher Umschwung
auf dem Gebiete des Münzwesens ein. Ferdinand lenkte sofort seine
Aufmerksamkeit auf das als eine reiche Quelle des Wohlstandes bekannte
Bergwesen in Böhmen und es erregte dabei das von den Ständen den Gebrüdern
Schlick im Jahre 1520 eingeräumte Münzrecht sein besonderes
Mißfallen. Auf dem Landtage zwischen Bartoholomäi und Wenzelai 1528
erklärten die Herren Stände, sie hätten den Grafen Schlick diese
Gestattung nur mit dem Vorbehalte: "den Gerechtsamen des Königs und der
Landes ohne Nachteil" erteilt. Da nun seine Majestät das Münzrecht als
ein ausschließliches Recht der Krone in Anspruch nehme, so möge
dieser Artikel sofort wieder extabuliert und den Schlicken die
Münzberechtigung wieder abgenommen werden. Mit Rücksicht auf die vielen
Verdienste der Grafen Schlick und die vielen für für sie eingelegten Empfehlungen
jedoch ließ sich der König zu einem Vergleiche herbei, welcher
unter anderen auch die Bestimmung enthielt, daß den Schlicken zwar das
Recht zu münzen verbleiben möge, das sie dieses Recht aber nur im Namen
des Königs ausüben und nur als königliche Verweser der Münze gelten
sollen (Sternberg I, S.327 f.).
Vom Jahre 1529 ab verschwindet nun der Schickische Name auf den auch
weiterhin in Joachimsthal geprägten großen und kleinen Münzen und diese
tragen nur mehr den Titel des Königs.
Währen des Schmalkandischen Krieges, 1547, stelltem sich Stefans Brüder
Hieronymus und Lorenz, mit ihren Neffen Moritz, dem einzigen Sohne
Stefans, und Kaspar und Henrici, den Söhnen Heinrichs, auf Seite der
Stände gegen den König. Nach der Schlacht bei Mühlberg (24. April 1547),
in welcher der Kurfürst von Sachsen vollständig aufs Haupt geschlagen
wurde, wirden die Schlicke als Rebellen zu Prag in Haft genommen und
ihrer Besitzungen: Schlackenwert mit Joachimsthal, Elbogen, Falkenau,
Plan usw. für verlustig erklärt.
Mit dem Abzuge der Schlicke, die durch den Einfluß hohen Freunde beim
Könige bald wieder zu Gnaden kamen, verschwand auch der Bergsegen und
Joachimsthal ging allmählich seinem Verfalle entgegen.
(Die Schlicke
erhielten später, und zwar gerade 100 Jahre danach, als ihnen die Münzberechtigung
in Joachimsthal genommen wurde, eine solche wieder von
Kaiser Ferdinand III. und zwar in Plan. Graf Heinrich (IV.) Schlick, ein
direkter Nachkomme von Stefans Bruder (III.), errichtete 1627 hier eine
neue Münzstätte und im selben Jahre wurde daselbst die zweite Sorte
von Schlicktalern geprägt. In der während des Druckes dieses Aufsatzes erschienenen,
vom k.k. Ministerium für öffentliche Arbeiten herausgegebenen Broschüre "St. Joachimsthal",
Wien 1911, erscheint aus S.13, erste Reihe, 3 Stück, ein zu Plan geprägter Taler
des Heinrich Schlick v.J. 1634 irrig mit unter die Joachimsthaler aufgenommen).
Joachimsthal wurde nun königliche Stadt und die königliche Münzstätte
verblieb hier bis zum Jahre 1671; doch wurde hier schon unter den letzten
Münzmeistern: Johann Freistein (1649-1650), Johann Jakob Rittner von
Barcheimb (1650-1658), Paul Wenzl Seling (1668-1670) und Johann Jakob
Marcasius (1670) sehr wenig geprägt.
Unter Karl VI. und Maria Theresia wurden zwar noch Taler aus der Joachimsthaler
Silberausbeute geprägt und zwar unter Karl VI. in den Jahren
1717 und 1718 und unter Maria Theresia in den Jahren 1758 und 1759
(mit dem Titel: "Joachimsthaler Ausbeutethaler"), doch wurden dieselben
nicht in Joachimsthal, sondern in der Prager Münze hergestellt.
Ich gehe nun zur Beschreibung einzelner Schlickthaler von der ersten
Präge big 1528 nach Originalen im Egerer Stadt-Museum über. (Siehe Abbildungen.)
- Der älteste Taler o. J. zeigt uns auf der Vorderseite
(=Avers) die Figur des heiligen Joachim mit langem Bart und faltigem
Mantel mit einem Stabe in der Linken, vor dem rechten Knie
das vierfeldige Schlickische (zugleich Joachimsthaler) Wappen, an den
Seiten des Heiligen die Buchstaben S(anctus) I(oachimus) und die Umschrift:
: AR(ma) : DOMI(norum) : SLI(comum) : STE(fani) : ET : FRA(trum) :
CO(mitum - das M ist im O ersichtlich) : D(e) : B(assano) :
(in Übersetzung: Münze der Herren Schlick: Stefan und seiner Brüder,
Grafen von Bassano). Die Rückseite(= Revers) = den doppeltgeschwänzten,
gekrönten böhmischen Löwen und die Umschrift: LVDOVIUS : PRIM(us) : D(ei) :
GRACIA : R(ex) : BO(hemiae) : (Ludwig der Erste, von Gottes
Gnaden König von Böhmen). Von diesem Taler gibt es mehrere
Stempelvarietäten, auch wurden mit ähnlichen Stempeln halbe und
Vierteltalergroschen geprägt (Abbild. Nr.1 - Ältester Joachimsthaler o J. - 1519)
- Der erste Taler mit der Jahreszahl 1520. Er zeigt uns im Avers
den Heiligen mit Stab und Wappen in gleicher Ausführung wie der Taler
Nr.1 und in einem inneren, geperlten Kreise die Umschrift: SANCTVS |
. IOACHIM - in dem äußeren: ARMA . DNOR . SLICOMV . STEFANI . ET . FRATR .
COMITV . D . BASAIA . - Im Revers wieder den böhmischen Löwen mit der
Umschrift: LUDOVICVS+PRIMVS+DEI+GRACIA+REX+BOEMIE . 1520.
Mit dieser Jahreszahl wurden außer dem einfachen Taler auch Doppel=
und dreifache Taler geprägt. Alle drei gehören zu den größten
Seltenheiten und sind zusammen selten in einer Sammlung zu finden.
(Abbildung des einfachen Talers Nr.2) - Bild 2: Taler v. J. 1520.
- Ein Taler o. J., zwischen 1520 und 1525 geprägt.
Avers: der Heilige mit kurzem Vollbart, das Haupt mit einer Mütze
bedeckt, den Stab nun in der Rechten und zu den Füßen das in die
Randschrift hereinragedes Wappen. Zu den Seiten S - I. Legende:
AR . DOMI : SLI . ST | ET . FRA . COM . D . BA . Revers:
der böhmische Löwe und LVDOWICVS . PRIM . D:GRACIA . REX . BOE
und ein sechsstrahliger Stern (als Münzzeichen des Münzmeisters
Hans Weichselman). Von diesem Taler sind mehrere Stempelvarietäten bekannt.
- Taler von 1525. Avers: der Heilige in der Ausführung wie bei
Nr.3, an den Seiten S - I und 15 - 25. Umschrift:
AR . DOMI . SLI . ST E . 7.FRA . CO . DE . BA.
Revers: der böhmische Löwe und LUDOVICUS . PRIM . D : GRACIA . REX . BO
und sechsstrahliger Stern (als Münzzeichen des Münzmeisters Hans Weichselmann).
Von diesem Taler sind mehrere Stempelverietäten bekannt. (Abb. Nr.3 - Taler o.J. (1520-1525)).
- Taler von 1525. Avers: der Heilige in der Ausführung wie bei Nr.3,
an den Seiten S - I und 15 - 25, Umschrift: AR . DOMI:SLI:ST | E . 7 . FRA . COM D:BA.
Revers: Der Löwe und LVDOVICVS . PRIM . D : GRACIA . REX . BO und sechsstrahliger
Stern (Abb.4). In gleicher Ausführung wurden auch Taler mit 15 - 26
geprägt. Von dem Taler 1526 gibt es wieder Varietäten,
auf welchen nur die kleine Jahreszahl und geteilt: 2 - 6 unter dem
Wappen (wue bei Nr.5 und 6) ersichtlich ist.
- Taler von 1527. Dieser trägt im Avers bereits ein anderes Bild.
Das Feld ist beinahe zur Gänze von Wappen eingenommen, dadarüber
drei Helme mit ihrer Zier, aus dessen mittleren der Heilige mit
einem Scheine um den Kopf, den Stab wieder in der Linken haltend,
hervorragt. Unter dem Wappen ist die kleine Jahreszahl: 2 - 7 zu lesen.
Umschrift: ARMA . DO . SLIC . STEF . 2 - 7 . ET . FRA . CO . DE . BASAN.
Revers: der böhmische Löwe und FERDINANDVS . PRIM . DEI . GRA . REX . BOEMIE
und das Münzzeichen (des Münzmeisters Utz Gebhart):
ein Sternchen über einen Halbmond. (Abb. Nr.5 - Taler v. J. 1527 (die Jahreszahl unter dem Wappen
2- 7).
- Taler von 1528. Der letzte in St.Joachimsthal geprägte Schlicktaler.
Er zeigt dieselbe Ausführung wie der von 1527.
Avers: Wappen mit dem Heiligen. Randschrift: ARMA . DO . SLIC . STE . 2 - 8 .
ET . FRA . CO . D . BASAN. Revers: den Löwen und
FERDINANDVS . PRIM . DEI . GRA . REX . BOEMIAE
und wieder das Münzzeichen des Utz Gebhart. - Den Schlicktalern sind dann noch
beigefügt zwei Sterbe-Medaillen,
welche die Witwe Stefans und dessen Brüder auf den Tod des Gatten und
Bruders prägen ließen, und zwar:
- Avers: Brustbild des Stefan Schlick in damaliger Tracht und
Hut am Kopfe, das Haar in einem Netze geborgen, mit der zweizeiligen
Handschrift: DOMINVS : STEPHANUS : SLICK : COMES : DE : PASSAVN : ET C
und dem Münzzeichen des Utz Gebhart (im inneren Kreise:)
ANNO . DOMINI . M . D . XXVI . ETATIS . SVE XXXX, dahinter eine Larve.
Revers: das Schlickische Wappen und die Umschrift:
PRO . PATRIA . PVGNANDO . CONTRA . TVRCAN . OPPETIIT .
("Für das Vaterland gegen die Türken kämpfend, starb er", und wie es auf
der Vorderseite heißt: "Im Jahre 1526, seines Alters 40" [Jahr]). (Abb. Nr.7 -
Sterbemedaille auf den Tod Stefan Schlicks in der Schlacht bei Mohacz).
- Avers: Brustbild Stefans in der vorigen Ausführung mit der Umschrift:
HERR . STEFAN . SCHLICK . GRAF . ZV . BASSAN . HER - ZV . WEISKIRCHEN . ELBO . V . SCHLACKEN.
Revers: Brustbild des mit Stefan Schlick in der Schlacht bei Mohacz
umgekommenen König Ludwig, auf dem Pelz ruht die breite Toisonkette.
Umschrift: LUDOWIG . V . GO . GN . KOENIG IN VNG . V . BO . A . 1526.
(Abbild Nr.8 - Große Sterbemedaille auf den Tod König Ludwigs und Stefan Schlicks
in der Schlacht bei Mohacz).
Genau dasselbe Brustbild Stefans, wie wir es auf den Medaillen 7 und 8
sehen, befindet sich in Stein gemeißelt über dem Westtor der Joachimsthaler Stadtkirche.
Außer der hier beschriebenen Talern und Medaillen besitzt das Egerer
Museum auch noch andere zahlreiche Stempel aus der Präge von 1519 - 1528.
Beilagen
1. Ahnentafel der Schlicke bis zum Abzuge derselben aus St. Joachimsthal
...
2. Die Münzmeister in St. Joachimsthal
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