Da Hieronymus Schlick die Protestanten im Schmalkandischen Krieg unterstützte, zog König Ferdinand I. als Vergeltung im Jahre 1548 den größten Teil seiner Besitzungen ein, darunter auch die Bergstädte Joachimsthal und Bleistadt. Von König Ferdinand erhielt Bleistadt 1558 das Stadtprivileg und 1561 die Ernennung zu einer "königlich freien Bergstadt", verbunden mit den städtischen Freiheiten der inneren Selbstverwaltung und der eigenen Haushaltsführung. Die neue Stadt war somit vom Untertanenverhältnis zur Herrschaft Hartenberg [ 3 ] befreit. Allerdings begann nun bereits der allmähliche Niedergang der heimischen Bergwerksproduktion, verursacht durch die Erschöpfung der Gruben und den Konkurrenzdruck durch das südamerikanische Silber in Verbindung mit dem kostengünstigeren Amalgamationsverfahren [ 4 ].
Die Bleistädter waren von Beginn an (1539) bis zum Eintreffen der kaiserlichen Reformationskomision von 1650 durchwegs lutherischen Glaubens. Meist gingen auch die Untertanen aus den benachbarten Dörfern (Prünles, Horn), die der Herrschaft Hartenberg unterstanden, ebenfalls in die Bleistädter Kirche, was im Laufe der Zeit zur Gewohnheit wurde, wie es auch in den beiden ältesten Kirchenmatriken zum Ausdruck kommt. Als der katholisch und kaiserlich gesinnte Heinrich von Pißnitz 1597 die Herrschaft Hartenberg und damit auch die Verfügungsgewalt über den Gossengrüner Kirchsprengel erwarb, kam es zum Streit zwischen Hartenberg und Bleistadt. 1599 verpflichtete Pißnitz seine Untertanen, vor allem die von Prünles und Horn unter Androhung der Leibesstrafe, ausschließlich in die Kirche von Gossengrün zu gehen. Da die Kirchenbücher von Bleistadt bereits 1560 beginnen, die Gossengrüner Kirchenbücher jedoch erst 1616 (Heiraten schon ab 1606), ist es somit durchaus möglich, Eintragungen bezüglich des nördlichen Kirchensprengels von Gossengrün zumindest 1560 bis zur Anweisung von 1599 in den Bleistädter Büchern zu finden.
Nach der Erweiterung des Bleistädter Kirchensprengels von 1788 gehören die Dörfer Lindenhammer (1664 gegründet) und Horn sowie der Prünleser Ortsteil Unterprünles endgültig zum Kirchensprengel Bleistadt. Die übrigen Prünleser Ortsteile Oberprünles und Annathal verbleiben weiterhin bei der Kirche von Gossengrün.
Als der Bergbau in der Gegend um Bleistadt zu Beginn des 19. Jahrhunderts, letztlich mit der Auflassung des Bergamtes 1865, seinem Ende entgegenging, mußten sich die Einwohner der Bergstadt nach anderen Erwerbsquellen umsehen. In Heimarbeit versuchte man sich als Knopfdreher, Korbflechter (eine Korbmacherschule wurde eingerichtet) und insbesondere auch als Spitzenklöppler und Spitzennäher (in Gossengrün bestand seit 1819 eine Spitzenschule, ebenso in Bleistadt). Wirtschaftsmisere und Hungersnot führten zu einer Anwanderung vieler Bleistädter.
1892 wurde in unmittelbarer Nähe der Eisenbahnlinie Falkenau-Graslitz die "Erste Böhmische Glasindustrie AG" gegründet. Aus allen Teilen der Monarchie und des Deutschen Reiches zogen nun Arbeitskräfte nach Bleistadt, die sich fast ausschließlich in den neu errichteten Siedlungsgebieten von Unterbleistadt in der Nähe der Zwodau niederließen. Hier entstanden ein "böhmisches Viertel" mit einigen tschechischsprachigen Bewohnern, dazu die Villen der höheren Angestellten im "Fabriksviertel" sowie die Straßensiedlung im unmittelbaren Zwodaubereich. In Oberbleistadt wurde, etwas abgesetzt von der alten Stadt, die Siedlung "Steinbruch" ausgebaut. In den Spitzenzeiten in den 30ger Jahren des 20. Jh. beschäftigte die Glasfabrik etwa 600 Mitarbeiter.
1945-1946 wurde der Großteil der deutschen Bevölkerung vertrieben. Viele "Neu-Bleistädter" rückten insbesondere aus der Slowakei nach. Erwerbsmöglichkeiten boten nach wie vor die Glasindustrie bei allerdings stark reduzierter Fertigung sowie das Braukohlenrevier von Falkenau. Mit der politischen Wende 1989 begann der Niedergang der Brauköhlenförderung wie auch der Glasfertigung. 1998 beschäftigt die Glasfabrik nurmehr 5 Mitarbeiter für Aufräumarbeiten.
1595 | geschätzt 300 Einwohner | 50 Feuerstätten |
1654 (Steuerrolla) | ca. 390 Einwohner | 66 Häuser |
um 1760 (Eisner, Lois, 1973) | ca. 780 Einwohner | 129 Häuser |
um 1840 (Sommer J.G., 1847) | 1026 Einwohner | 170 Häuser |
um 1930 (Pfohl Ernst, 1932) | 1570 Einwohner (1343 deutsche) | ? |