Start in die Welt der Familienforschung in den Sudetengebieten - Eine Anleitung

Es gibt so viele Gründe, sich der Familienforschung zu widmen, wie es Forscher und Forscherinnen oder an der Forschung Interessierte gibt. Es geht um die Herkunft, die Familiengeschichte, den Wunsch, Familiengeheimnisse zu ergründen, ``Ungereimtheiten`` zu klären und vielleicht auch darum, Antworten zu bekommen, auf die beiden wichtigen Fragen `Wer bin ich?` und `Wo komme ich her?`. Egal aus welchem Grund man anfängt - man wird sich dabei mit der Vergangenheit beschäftigen. Viele Forscher schätzen auch die Möglichkeit, auf diese Weise ihren Kindern, Enkelkindern und nachfolgenden Generationen ein besonderes Vermächtnis zu hinterlassen in Form einer schön gestalteten Familienchronik oder als Familiendatenbank.

Erste Ansätzefür die Familienforschung können alte Dokumente, vergilbte Fotos, zufällig gefundene handschriftliche Aufzeichnungen aber auch in der Familie weitergegebene Erzählungen liefern. Es lohnt sich daher, die Familie und Verwandtschaft (besonders die älteren Verwandten) auszufragen und alles zusammenzutragen, was man erfahren oder auch in den Schubladen, Kartons und auf den Dachböden an Materialien aufstöbern kann. Dies sind für die Familienforschung die ersten Quellen, die ausgewertet und deren Ergebnisse anschließend schriftlich festgehalten und sorgfältig dokumentiert werden sollten. Damit hat man die ersten Ansatzpunkte für die Erforschung der Vorfahren und der Geschichte der Familie erfasst.

Wenn Du Dich auf dieser Internetseite befindest, ist davon ausgehen, dass Du bereits weißt oder mit großer Sicherheit sagen kannst, dass Deine Vorfahren (zumindest zum Teil) Sudetendeutsche waren. Vielleicht war Dir das vorher gar nicht bekannt bzw. bewusst: Die Sudetendeutschen haben ihre angestammten Siedlungsgebiete 1945 verlassen und auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschlands (oder in einem anderen Land) ein neues Leben beginnen müssen. Inzwischen sind teilweise bereits 3 oder  4 Generationen nachgewachsen und das Wissen um diese Herkunft kann verloren gegangen sein.

Wenn Du mit der Familienforschung, speziell im Bereich der historischen Länder Böhmen, Mähren und Österreich-Schlesien, beginnen möchtest, findest Du gute Bedingungen für Deine Recherchen vor. Die verfügbaren Kirchenbücher (auch Matriken oder Matrikel genannt) sind nicht nur online sondern kostenfrei in den sieben tschechischen Gebietsarchiven einsehbar ebenso wie weitere Archivalien wie z. B. Standesamtsregister (ab 1939), Unterlagen von Volkszählungen bis 1921, Grundbücher, Mannschaftsbücher usw.. Die Menge und Art an verfügbaren Archivalien ist dabei von Archiv zu Archiv aber auch von den Orten her unterschiedlich. Die Handhabung der digitalen Lesesäle der Archive ist in der Regel recht einfach. Eine Karte der Tschechischen Republik mit den sieben Archivbereichen findest Du auf unserer Webseite im Menü “Forschen” unter dem Punkt “Archive in der Tschechischen Republik”.  Per Klick auf die Archivbereiche erhältst Du die Kontaktdaten des jeweiligen Archivs, Links zum Archiv sowie zum Digitalen Lesesaal des betreffenden Archivs und auch eine Anleitung zur Benutzung desselben. Beachte aber: Auch in Tschechien gibt es Schutzfristen für die Einsicht in Personenstandsunterlagen, die die Einsicht in jüngere Unterlagen verhindern. So sind derzeit Beerdigungs- und Trauungsbücher mit Eintragungen bis etwa 1945 sowie Taufbücher mit Eintragungen bis ca. 1910/1920 einsehbar. Ein Kirchenbuch wird dabei immer erst freigegeben, wenn alle darin enthaltenen Einträge aus den geltenden Schutzfristen gefallen sind. So können jüngere Taufeinträge dazu führen, dass ein Gesamtkirchenbuch trotz schon lange aus der Schutzfrist gefallenen Trauungs- und Beerdigungseinträgen weiterhin gesperrt bleibt.

Wenn Du mit Hilfe der Unterlagen und Erzählungen Deiner Verwandten herausgefunden hast, zu welchen Familiennamen, in welchen Orten und zu welchem historischen Zeitpunkt Du recherchieren möchtest, kannst Du nun das zuständige Gebietsarchiv ermitteln, das Dir die Möglichkeit zur weiteren Recherchen bietet und anschließend mit der Suche loslegen. Du wirst bei der Recherche schnell bemerken, dass Du Dir mit der Familienforschung ein hoch interessantes und anspruchsvolles, aber auch zeitaufwändiges Hobby gewählt hast. Auf Deiner aufregenden Zeitreise in die Vergangenheit wirst Du nicht nur Überraschungen erleben, manchmal schnelle Erfolge erzielen und hoffentlich neue Erkenntnisse gewinnen. Gelegentlich wird auch Deine Frustrationsgrenze, oder sagen wir besser Dein Ehrgeiz, herausgefordert werden. Wenn Du weit zurück kommst, recherchierst Du am Ende in vielleicht 300 Jahre alten Unterlagen. Die Eintragungen muten aus heutigen Sicht mitunter unstrukturiert an, sind vielleicht in einer für Dich vorerst unlesbaren Schrift verfasst und wenn es hoch kommt, auch noch mit unbekannten Ausdrücken gespickt oder gar in lateinischer oder tschechischer Sprache niedergeschrieben worden.

In den allermeisten Fällen kann bei erfahrenen Forschern Hilfe gefunden werden. Es gibt zahlreiche Foren, Mailinglisten, Internetseiten und Genealogische Vereine, wie z. B. die Vereinigung sudetendeutscher Familienforscher VSFF, wo Lesehilfen, Begriffsklärungen, Übersetzungen und ähnliches angeboten werden. Eine kleine Linksammlung haben wir für Dich am Ende dieses kleinen Leitfadens zusammengestellt. Eine kleine Anmerkung zu alten Schriften: so gerne Mitforschende auch Hilfestellung und Übersetzungsarbeit leisten werden, wird es für jeden Familienforscher nötig sein, sich auch selbst mehr und mehr mit diesen Schriften vertraut zu machen, um so möglichst autark arbeiten zu können. Unser Schwesterverein Familia Austria bietet dazu regelmäßig kostenlose online Lese- und Übungskurse an. Die Termine werden über die VSFF-Mailingliste bekannt gegeben.

Aus Gründen der Übersichtlichkeit wird es bald erforderlich sein, dass Du Deine Forschungsergebnisse in einem Genealogie-Programm zusammenfasst. Da erfahrungsgemäß jeder Forscher auf “sein” Programm schwört und die Wünsche und Ansprüche der Nutzer naturgemäß auch sehr unterschiedlich sind, können an dieser Stelle keine konkrete Empfehlung aussprechen. Von den meisten Programmen gibt es kostenlose Basisversionen, mit denen man gut beginnen und Erfahrungen sammeln kann. Den wichtigen Im- und Export von Daten im für Familienforschungsdaten gängigen GEDCOM-Format bieten heutzutage alle Programme an.

Selbstverständlich kannst Du bei Deinen Recherchen auch auf Forschungsergebnisse anderer Forscher zurückgreifen. Viele Vereinsmitglieder stellen dazu ihre Recherche-Ergebnisse auf unserer Webseite im Mitgliederbereich zur Verfügung. Dies ist die beste, da gleichfalls einfache wie kostenlose, Möglichkeit, für alle Mitglieder, ihre Forschungsergebnisse sicher zu bewahren und für aktuelle wie auch zukünftige Forscher zugänglich zu machen. Die VSFF ist darum bemüht und daran interessiert, diesen Datenschatz zu pflegen und auszubauen. Dazu sind wir als Verein aber angewiesen auf die Mitarbeit aller Mitglieder und deren Bereitschaft, ihre recherchierten Daten mit den anderen Mitgliedern zu teilen. Die Möglichkeiten zur Vernetzung innerhalb eines Vereins beruhen immer auf der Bereitschaft zu einem Geben und Nehmen.

Darüber hinaus sind als Forschungshilfen neben frei zugänglichen Datenbanken anderer Vereine, wie bspw. des Vereins für Computergenealogie, oder Anbietern wie genteam.at oder familysearch auch beitragspflichtige Angebote von Anbietern wie z. B. Ancestry, MyHeritage, Geneanet zu erwähnen. An dieser Stelle sollen diese Datenbanken nicht verglichen oder gar bewertet werden. Jeder Forscher muss selbst entscheiden, welche Angebote er wie nutzt und wo er seine Daten sichert, ob am eigenen Rechner oder auf den Servern eines weltweit agierenden Anbieters.

Zum Unterstützung bei der Forschung und zum Austausch mit anderen Forschern und Forscherinnen bietet die VSFF viele Möglichkeiten an:

Zur Vertiefung und für einen umfassenderen Einblick in die Welt der Familienforschung empfehlen wir unsere Broschüre “Kleiner Leitfaden zur Familienforschung im Sudetenland”, die Sie gegen eine Gebühr in Höhe von 5,00 € bei uns erwerben können.Bestellungen richten Sie bitte an die Mitgliederbetreuung.

Linksammlung für den Start in die Familienforschung

Unsere Webseite bietet Dir im Bereich ``Forschen`` zahlreiche Informationen, wie bspw. ein Verzeichnis genealogischer Abkürzungen, ein genealogisches Wörterbuch, Informationen zu den Gebietsarchiven in der Tschechien Republik, Information zu Unterlagen wie Kirchenbücher, Transportlisten und Häuserliste sowie eine Sammlung genealogischer Links und Portale, die für Deine Recherchen von Interesse sein können. Doch auch darüber hinaus gibt es viele interessante und informative Internetseiten, die Dir bei der Recherche und der Beantwortung dabei auftretender Fragen und Schwierigkeiten helfen.