Unser genealogisches Forschungsgebiet umfasst die ehemals mehrheitlich deutschsprachigen Siedlungsgebiete in Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien. Mit der Vertreibung von mehr als drei Millionen Deutschen nach 1945 endete eine jahrhundertealte deutsche Tradition und Siedlungsepoche aus der Zeit des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation im Gebiet des heutigen Tschechiens.
Das Sudetenland ist kein Gebiet das man in der herkömmlichen Geografie als Land bezeichnet. Und doch ist “Sudetenland“ keine Utopie, sondern im Bewusstsein von Millionen Menschen lebendig. Die deutschsprachigen Gebiete Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien wurden nach dem Gebirgszug der Sudeten benannt. Der Name “Sudetendeutsche“ erscheint als politischer Begriff erstmalig um die Jahrhundertwende. Nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik 1918 wurden die bislang geläufigen Bezeichnungen “Deutschböhmen“ und “Deutschmähren“ von den tschechischen Behörden verboten.
Bis zu ihrer Vertreibung betrug das von den Sudetendeutschen besiedelte Gebiet 29.000 Quadratkilometer. Das entspricht gut 36 Prozent der gesamten Fläche der böhmischen Länder.
Dieses Gebiet zeugt von stolzen, klangvollen Namen, die in ihrer deutschen Schreibweise in Geschichte, Kulturgeschichte und Weltliteratur eingegangen sind. Wo finden wir Heinzendorf, den Geburtsort von Gregor Mendel? Wo ist das Oberplan Adalbert Stifters? Wo liegt das Freiberg von Sigmund Freud, dem Begründer der Psychoanalyse?
Nicht vergessen wollen wir das Iglau, das dem ganzen südosteuropäischen Raum und darüber hinaus sein Bergrecht gegeben hat. Und erinnern wir uns an die Städte einst blühender Industrien, deren deutsche Namen in der Welt für Güte und Qualität bürgten. Denken wir z. B. an Warnsdorf mit seinen Strumpfwirkereien, an die Gablonzer Schmuckwaren-industrie, an das »Böhmische Glas« aus dem nordböhmischen Glasland um Haida und Steinschönau, an Reichenberger Tuche, an die Graslitzer Blasinstrumente, an die Schönbacher Geigen. Wird man hinter Cheb das Eger vermuten, das Deutschland in Balthasar Neumann seinen größten Barockbaumeister schenkte?
Das ehemalige Siedlungsgebiet der Deutschen in Böhmen, Mähren und Österreichisch-Schlesien erstreckt sich in unterschiedlicher Breite entlang der Landesgrenzen gegen (Preußisch-)Schlesien, Sachsen, Bayern und Österreich und umfasste 3.338 Gemeinden. Zudem gab es noch 59 deutsche Sprachinsel-Gemeinden. Die Zahl der Sudeten-deutschen betrug rund 3,5 Millionen.